Ein Verdacht auf Hörsturz kann für Patienten sehr beunruhigend sein. Das Auftreten einer plötzlichen, meist einseitigen Hörminderung im Ohr wird häufig als bedrohlich und beängstigend empfunden und stellt eine Stress-Situation dar.
In diesem Beitrag möchte ich als HNO Arzt meine Patienten über Symptome, Behandlung und Therapie aufklären.
Ein Hörsturz, also ein akuter einseitiger Hörverlust, kann viele Ursachen haben:
Eine plötzliche, meist einseitige Hörminderung, geht manchmal mit einem Ohrgeräusch (Tinnitus) einher und häufig verspürt der Patient Schwindel (Vertigo). Der plötzliche Hörverlust im Ohr wirkt auf die Patienten sehr bedrohlich und beängstigend. Das kann sogar ein Frühsymptom eines Schlaganfalls sein. Normalerweise ist der Hörsturz nicht schmerzhaft, es sei denn es liegt eine vorrausgehende Entzündung wie im Falle von Zoster oticus vor.
Tritt eine akute Hörminderung- oder Hörverlust mit oder ohne Tinnitus/Schwindel auf, sollte man unverzüglich einen HNO-Arzt aufsuchen. Ein Hörsturz gilt zwar seit einigen Jahren nicht mehr als Notfall, ist aber auf jedem Fall eilig zu behandeln, da häufig eine zeitnahe medikamentöse oder sogar eine operative Therapie für das Ohr entscheidend ist.
Äußert ein Patient Beschwerden wie eine akute Hörminderung, sollte eine genaue und ausführliche Befragung (Anamnese) durch einen HNO-Arzt erfolgen. Anschließend folgt eine sog. „Spiegeluntersuchung“ aller HNO-Organe, vor allem die mikroskopische Ohrenuntersuchung beider Seiten mit gleichzeitiger Reinigung der äußeren Gehörgänge. Nach dem genauen Anschauen (Inspizieren) der Trommelfelle folgt die Tympanometrie (Messung der Druckverhältnisse) im Mittelohr.
Dabei werden zu einer akuten Hörminderung Krankheiten des Mittelohres, wie z.B. Tuben-Mittelohrkatarrh oder sogar Otosklerose aufgedeckt.
Anschließend wird die Tonschwellenaudiometrie durchgeführt, was im Alltagsgebrauch als „Hörtest“ bezeichnet wird.
Um Erkrankungen im Bereich des Hörnervs aufzudecken, setze ich das BERA-Verfahren (Brainstem Evoked Response Audiometrie) ein. Das ist eine objektive Hörprüfung, bei der die neuronale Aktivität der Hörbahn gemessen und die subjektive, aktive Mitarbeit des Patienten nicht benötigt wird.
Außerdem kann man als eine objektive Hörmessung die Messung der OAEs (Otoakustische Emissionen) einsetzen, auch bekannt aus dem Neugeborenen Screening. OAEs sind vom Innenohr produzierte Signale nach einer Beschallung, die man dann mit hochempfindlichen Sonden im Gehörgang messen kann.
Für den Patienten wichtig zu wissen: All diese Untersuchungsverfahren sind komplett schmerzfrei und ungefährlich.
Bei einem Hörsturz hat man als HNO Arzt unterschiedliche Therapieverfahren zur Verfügung. Ob eine medikamentöse Therapie in Form von Tabletten oder Infusion, eine Spritze oder sogar ein dringender operativer Eingriff notwendig ist, hängt vom Befund sowie vom individuellem Zustand (vorbestehende Medikamente, Allergien, Kontraindikationen, Risikofaktoren) des einzelnen Patienten ab.
Es ist sehr wichtig, auch Fragen zum psycho-sozialen Hintergrund des betroffenen Patienten zu stellen. Es ist schon sehr lange bekannt, dass psychische Belastungen wie Stress eine große Rolle sowohl bei der Krankheit als auch bei der Genesung spielen.
Dank der modernen und kleinen Infusionsbraunülen ist die Infusionstherapie nicht mit Schmerzen verbunden. Diese Therapie hat sich seit Jahrzehnten sowohl bei Hörsturz als auch bei Tinnitus und Schwindel bewährt und gehört zu den individuellen, aber günstigen Gesundheitsleistungen (IGEL), die nach dem GOÄ -Leistungskatalog für Ärzte abgerechnet wird.
Für Patienten, die aufgrund von Kontraindikationen auf eine Behandlung mit Kortison bei Hörsturz verzichten müssen, gibt es eine Reihe an alternativen Behandlungen:
Als Ihr HNO Arzt möchte ich Ihnen dringend empfehlen: Behandeln Sie einen Hörsturz nicht zu Hause stellen Sie sich bei Symptomen schnellstmöglich bei einem Facharzt vor.
Das Risiko für bleibende Folgen nach einem Hörsturz hängt unter anderem davon ab, welche anderen Krankheiten vorliegen und wieviel Zeit nach dem Auftreten der Symptome und dem Einleiten der Therapie verstrichen ist.
Bleibende Schwerhörigkeit, Tinnitus oder sogar Schwindelzustände sind die häufigsten Folgen bei einer nicht rechtzeitig eingeleiteten Therapie.